BIOGRAPHIE

Adolf Wriggers ist ohne Konzessionen an modische Richtungen sein Leben lang seiner eigenen Malweise - der im wesentlichen spät impressionistischen Wiedergabe norddeutscher Motive - treu geblieben. 
Typisch für ihn sind die zarten, in pastellenen Farben angelegten Aquarelle. Sie entsprachen Wriggers' Temperament am meisten. "Sie bieten", so fand er, "die schnelle Möglichkeit, einen Eindruck zu übersetzen. Das geht wie geschrieben." Aber auch seine Ölbilder zeugen von einer lebendigen Eindrucksfülle. Mit der Verliebtheit des Hamburgers in seine Hafenwelt erfaßte er die bewegte Ruhelosigkeit auf dem Strom. Adolf Wriggers fiel schon während der Schulzeit mit seiner Begabung auf. Jedoch erlernte er zunächst das Malerhandwerk.

Dann spielte der Zufall eine bestimmende Rolle. Der Film- und Theaterregisseur Erich Engel bekam Skizzen von Wriggers zu Gesicht, erkannte das Talent und verschaffte ihm ein Stipendium an der Landeskunstschule am Lerchenberg. Ein Semester lang ist Wriggers Schüler von Julius Wohlers, dann wird er 1915 eingezogen und nach Ostpreußen geschickt. 

Nach dem Krieg studiert er, wiederum an der Landeskunstschule. Zu dieser Zeit gab es für Handwerker nur Gelegenheitsarbeiten. So strich Wriggers für eine Ausstellung im Gewerbehaus die Wände an und durfte dafür ein paar Aquarelle ausstellen.

Dies wurde sein erster, wenn auch unerwarteter Erfolg: die Zeitungen berichteten von der "großen Entdeckung". Durch ein Hafenbild wurde dann der Kunsthallendirektor Gustav Pauli auf Wriggers aufmerksam und prägte als erster den Begriff vom "Hafenmaler Wriggers". Er erwarb Blätter von ihm für das Kupferstichkabinett, ermunterte ihn zu Ausstellungsteilnahmen und finanzierte über Stipendien Studienreisen nach Südfrankreich, Oberitalien und Finnland. Von der Finnlandreise zeugt noch das kleine Buch "28 Tage in Finnland in 100 Bildern". Für die Gesolei malte Wriggers 1936 auf Vermittlung von Pauli ein riesiges Hafenbild. Davor, 1928, malte er im Auftrag der Deutschen Gold- und Silberscheide-Anstalt für das Deutsche Museum in München zwei Wandbilder, die die Kupfer- und Bleigewinnung darstellten. 

Wriggers hatte es geschafft; er stand als Maler auf eigenen Füssen. Dann kamen die Schatten des Dritten Reiches. Wriggers hatte Anfang der dreißiger Jahre den Leiter der Norddeutsachen Affinerie, C. Leipelt, kennengelernt, dessen Sohn als Anhänger der "Weißen Rose" hingerichtet werden sollte. In diesem Zusammenhang engagierte sich auch Adolf Wriggers politisch und unterstützte Juden und Gegner des Nationalsozialismus. Diese Contra-Einstellung mußte er erst 1933 und dann 1939 mit Verhören, Folterung und zwanzig Monaten Haft bezahlen. Er ließ sich aber nicht unterkriegen.

1943 erlebte Wriggers seinen größten Rückschlag: in einer Bombennacht brannte das Atelier aus. Sein ganzes Werk war vernichtet: seine Gemälde, seine Aquarelle, die Zeichnungen und tausende von Skizzen.  Danach gründete er den "Kleinen Hamburger Künstlerring", in dem außer ihm noch die Maler Fritz Düsing, Albert Feser, Ilse Tesdorpf-Edens und Felix Walners in einem lockeren Zusammenschluß  tätig waren. Der "Kleine Hamburger Künstlerring" stellte sich erstmals in der Galeria des Rauhen Hauses 1949 vor. Weitere Ausstellungen folgten bis Mitte der fünfziger Jahre in der Kunsthalle, im Völkerkundemuseum und in Wittenburg, Saale, Bitterfeld, Weißenfels, Naumburg und Potsdam. Zu dieser Zeit beginnt auch eine schleichende Verschlechterung von Wriggers' Sehkraft, die ursächlich durch die Haft im Dritten Reich bedingt ist. Wriggers letztes Bild entstand 1967, ein Blumenaquarell. 

Einige seiner letzten Arbeiten, die mit einem Minimum an Sehfähigkeit gemalt wurden, sind auf diesen Seiten zu sehen, In Kritiken zu den Austellungen hieß es: "Diese Aquarelle sind von einer eminenten Prägnanz, sowohl in Form als auch in Farbe, gleichsam ein Vermächtnis eines Künstlers, der 16 Jahre lang bis zu seinem Tod im November 1984 bei völliger Erblindung seine Bilder allein aus der Erinnerung sehen konnte, ein Schicksal, das in seiner Tragweite für Nichtbetroffene kaum nachvollziehbar ist."